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Ein Hof und elf Geschwister

Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland

Erschienen am 20.12.2023
Vorrätige Exemplare
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783406797170
Sprache: Deutsch
Umfang: 191
Format (T/L/B): 21.0 x 13.0 cm

Beschreibung

Die stolze bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter Knochenarbeit ist im Laufe der Sechzigerjahre in rasantem Tempo und doch ganz leise verschwunden. Ewald Frie erzählt am Beispiel seiner Familie von der großen Zäsur. Mit wenigen Strichen, anhand von vielsagenden Szenen und Beispielen, zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste. Zuchtbullen für die monatliche Auktion, Kühe und Schweine auf der Weide, Pferde vor dem Pflug, ein Garten für die Vorratshaltung – der Hof einträglich bewirtschaftet von Eltern, Kindern und Hilfskräften. Das bäuerliche Leben der Fünfzigerjahre scheint dem Mittelalter näher als unserer Zeit. Doch dann ändert sich alles: Einst wohlhabende und angesehene Bauern gelten trotz aller Modernisierung plötzlich als ärmlich und rückständig, ihre Kinder riechen nach Stall und schämen sich. Wege aus der bäuerlichen Welt weist die katholische Kirche mit neuer Jugendarbeit. Der Sozialstaat hilft bei Ausbildung und Hofübergabe. Schon in den Siebzigerjahren ist die Welt auf dem Land eine völlig andere. Staunend blickt man zurück, so still war der Wandel: "Mein Gott, das hab ich noch erlebt, das kommt mir vor wie aus einem anderen Jahrhundert." Ewald Frie hat seine zehn Geschwister, geboren zwischen 1944 und 1969, gefragt, wie sie diese Zeit erlebt haben. Sein glänzend geschriebenes Buch lässt mit treffsicherer Lakonie den großen Umbruch lebendig werden.

Autorenportrait

Ewald Frie wurde 1962 als neuntes von elf Kindern einer katholischen Bauernfamilie im Münsterland geboren. Er ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen und ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Rezension

„Ein kluges und gekonntes Porträt mit großer Anschaulichkeit und analytischer Kraft.“ : „Lässt liebevoll und unprätentiös eine Lebensweise wiederauferstehen, die vielen nicht mehr vertraut ist. Und er zieht dabei Bilanz: Was ist mit der Verstädterung und der Bildungsexpansion verlorengegangen? Was haben wir mit dem gesellschaftlichen Wandel gewonnen? Dass Frie auf einfache Fragen nicht immer einfache Antworten gibt, zählt zu den Stärken dieses unterhaltsamen wie erkenntnisreichen Buchs.“ „Eine Erzählung in einer meisterlich unverplauderten Prosa, die alles in sich birgt, worauf es ankommt, und ausspart, was nicht gesagt werden muss. … Methodisch durchdrungen von Fries Historikerkunst und wie ein Destillat aus einem wohl einzigartigen Fundus gewonnen.“ „Wie sich das Verhältnis von Individuum und Welt in nur einer Generation verändert hat, das analysiert anschaulich der Tübinger Historiker Ewald Frie.“ „Eine exzellente Entscheidung der Jury.“ Sachbuch-Bestenliste von ZEIT, ZDF und Deutschlandfunk im April 2023: „Eine Familienchronik, die zugleich das Porträt einer untergehenden Welt ist.“ „Wie das bäuerliche Leben zu Ende ging. Ein Historiker porträtiert seine Familie.“ „Ein überaus elegant konstruiertes Sachbuch … Sehr zu Recht wurde Frie dafür mit dem Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet.“ „Frie beschreibt einen Verlust, den Untergang einer Welt. Frei von Nostalgie, mit klarem Blick. Eine fast vergessene Geschichte der Bundesrepublik scheint hinter Fries Gesprächen mit seinen Geschwistern auf.“ „Ewald Frie …erzählt nun in einem wunderbaren Buch vom Abschied von der bäuerlichen Gesellschaft.“ „Eine andere Geschichte der Bundesrepublik.“ „Ein lesenswertes Buch.“ „Ein tiefes und gleichzeitig zugängliches und unterhaltsames historisches Sachbuch.“ „Ewald Frie erzählt eindrücklich vom Aufwachsen in der bäuerlichen Großfamilie.“ „Ein schönes Stück Zeitgeschichte“ „Auch ein Stück Bildungsgeschichte der jüngeren Bundesrepublik […] das besondere Leseerlebnis in Ewald Fries Buch besteht in den amüsanten Szenen, in denen die Geschwister als Komplizen oder zumindest Insider der bäuerlichen Lebenskultur auftauchen.“ „Macht entlang der unterschiedlichen Erfahrungsräume von Eltern und Kindern auch im Kleinen den großen gesellschaftlichen Wandel sichtbar.“ „Eine Familienchronik, die zugleich das Porträt einer untergehenden Welt ist.“ „Erzählt anhand seiner eigenen Familiengeschichte, wie rasant sich das Leben der Bauern in den vergangenen fünfzig Jahren verändert hat … Ewald Frie erklärt, warum die Wut der Bauern Tradition hat.“ „Der Historiker beschreibt den Untergang der bäuerlichen Welt – und wie sich dieser Verlust für die Menschen anfühlt.“ „Eine Familienchronik, die zugleich das Portrait einer untergehenden Welt ist.“ „Ein berührendes Buch." „Es verweben sich im Text Familiengeschichte und Zeitgeschichte, lebensweltliche Betroffenheit und der nüchterne Blick des Historikers, autobiografische Erinnerung und geschichtswissenschaftliche Kontextualisierung, sensible Auseinandersetzung mit der Familie und die sezierende Analyse des kritisch zurückschauenden und einordnenden Geschichtsschreibers. Imponierend an dem Buch ist nun gerade die Art und Weise, in der die auseinanderstrebenden Betrachtungsweisen stilistisch miteinander verbunden werden.“ „Applaus! Und ein fröhliches Muuh.“ „Dieses Buch ist bemerkenswert in vielerlei Hinsicht.“ „Ein bundesrepublikanisches Sittenbild, dass die Bildungsaufsteiger der ersten Bafög-Jahre zur Identifikation einlädt.“ „Liebevoll und warmherzig, gleichzeitig aber mit dem Instrumentarium und dem geschulten Blick des Historikers erzählt Ewald Frie vom Leben seiner Eltern, vom Aufwachsen seiner Geschwister und von ihrem Entwachsen der Landwirtschaft, vom sozialen und technischen Wandel.“ „In Gesprächen mit den zehn Geschwistern rekonstruiert er ebenso profund wie elegant kollabierende Welten.“

Inhalt

Elf Geschwister Siebzehn Höfe Viele im Dorf Züchten Arbeiten Glauben Feiern Ankommen Gestalten Anpassen Entwerfen Siebzehn A Elf Zwei Dank Die Geschwister Anmerkungen Quellen Literatur