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Frühneuzeitliche Stereotype. Zur Produktivität und Restriktivität sozialer Vorstellungsmuster

V. Jahrestagung der Internationalen Andreas Gryphius Gesellschaft Wrocław 8. bis 11. Oktober 2008

Czarnecka, Miroslawa / Borgstedt, Thomas / Jablecki, Thomasz
Erschienen am 17.02.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783034303293
Sprache: Deutsch
Umfang: 502
Format (T/L/B): 22.0 x 15.0 cm

Beschreibung

Im allgemeinen Sprachgebrauch sind Stereotype vereinfachte, schablonenhafte Vorstellungen von Menschen, die weniger auf der eigenen Erfahrung gründen. Sie transportieren eher ein mit Wertungen durchsetztes, geronnenes Erfahrungswissen innerhalb der Kulturen. Im Sinne der historischen Semantik und Stereotypenforschung sind sie nicht ausschliesslich als Vorurteile zu verstehen, sondern mehrwertig zu bestimmen. Dieser Band vereinigt Beiträge zur V. Jahrestagung der Internationalen Andreas Gryphius Gesellschaft, die vom 8. bis 11. Oktober 2008 in Wrocław stattfand. Er befasst sich mit Formen und Funktionen von nationalen, sozialen, anthropologischen, konfessionellen und Gender-Stereotypen sowie von begrifflichen und metaphorischen Stereotypen. Es gilt zu zeigen, wie sie in den Medien der Frühen Neuzeit vermittelt wurden – sei es in künstlerischen Ausdrucksformen wie Grafik, Malerei und Skulpturenkunst, sei es in der Gebrauchsliteratur, in medialen Mischformen des Flugblatts und der Emblematik. Die interdisziplinäre und internationale Ausrichtung dieses Themas erscheint gerade heute – in einem nach der EU-Erweiterung erneut veränderten Europa – als besonders aktuell und wichtig.

Autorenportrait

Die Herausgeber: Mirosława Czarnecka ist Professorin für deutsche Literatur an der Universität Wrocław sowie Gastprofessorin an den Universitäten in Dresden, Mainz, Graz und Berlin. 1997 veröffentlichte sie ihre Habilitationsschrift im Bereich Gender-Forschung. Derzeit ist sie Vizepräsidentin der Internationalen Andreas Gryphius Gesellschaft. Forschungsschwerpunkte: Literatur und Kultur des schlesischen Barock, deutschsprachige Literatur des 19.-20. Jahrhunderts, Gender-Forschung, Gerhart und Carl Hauptmann. Thomas Borgstedt ist Privatdozent an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie wissenschaftlicher Angestellter an der LMU München. 2001 erlangte er seine Habilitation in Frankfurt am Main über Gattungstheorie und -geschichte. Er ist derzeit Präsident der Internationalen Andreas Gryphius Gesellschaft. Forschungsschwerpunkte: Literatur des 16.-21. Jahrhunderts, Andreas Gryphius, Martin Opitz, das Komische in der Frühen Neuzeit. Tomasz Jabłecki ist Assistent am Institut für Germanistik der Universität Wrocław. Er promovierte 2004 zu Benjamin Neukirch (1665-1729). Forschungsgebiete: deutschsprachige Literatur und Kultur des schlesischen Barock, Gelegenheitsdichtung, deutsche Satire, deutsch-polnische Beziehungen.

Inhalt

Aus dem Inhalt: Hubert Orłowski: Die Lesbarkeit von Stereotypen. Ein Plädoyer – Franz M. Eybl: Typus, Temperament, Tabelle. Zur anthropologischen und medientheoretischen Systematik der Völkerstereotypen – Martin Disselkamp: Nationalcharaktere als Kriterien historischer Wahrheit. Zu Bodins – Silvia Serena Tschopp: Nationale Stereotype in literarischem Gewand: Das Bild des Spaniers in den Werken deutschsprachiger protestantischer Autoren während des Dreißigjährigen Krieges – Marcin Cieński: Das polnische Stereotyp des Deutschen im 17. und 18. Jahrhundert aus kulturgeschichtlicher Sicht. Einige Bemerkungen zum Thema – Ferdinand van Ingen: Nationale Stereotypen als narratologische Spannungserzeuger im Roman des 17. Jahrhunderts. Am Beispiel von Philipp von Zesens (1645) – Justyna Łukaszewicz : Stéréotypes ethniques au théâtre : les comédies polonaises au siècle des Lumières et leurs modèles français – Mirna Zeman: Kroatische Imagothemen. Deutschsprachige Fremddarstellungen ‘illyrischer Völkerschaften’ – Stefanie Arend: Herrscherallegorien: Überlegungen zur Anwendbarkeit des Begriffs ‘Stereotyp’ in der Emblematik – Daniel Fulda: «Wiedererkennen von Bekanntem». Literarische und soziale Stereotype in der frühneuzeitlichen Komödie – Florent Gabaude: Querbezüge zwischen europäischer Flugblattpublizistik und Komödienliteratur der Frühen Neuzeit am Beispiel der -Figur – Rainer Hillenbrand: Satirische Stereotypenkritik in Grimmelshausens – Tomasz Jabłecki: Wahrnehmung des Fremden im epigrammatischen Werk Friedrich von Logaus – Marie-Thérèse Mourey: Körperbilder und Nationale und soziale Stereotype in der Frühen Neuzeit – Rudolf Drux: «Vom Paradiese bis hieher». Weiblichkeitsklischees als Gegenstand eines Hochzeitsgedichtes von Johann Christian Günther – Jonathan Schüz: Die Dialektik der Hexen: Fremdes im stereotypen Gewand – Franz Fromholzer: «reitzt die Höll’ auch Prister mich zu kwälen?» Konfessionelle Hetero- und Autostereotype im schlesischen Trauerspiel – Werner Wilhelm Schnabel: Exulantenlieder. Über Konstituierung und Verfestigung von Selbst- und Fremdbildern mit literarischen Mitteln – Grażyna Barbara Szewczyk: Andreas Gryphius als Dichter der Verständigung und Ökumene in der Zeit des Konfessionalismus – Nicola Kaminski: «ut pictura poesis»? Arbeit am Topos in Georg Philipp Harsdörffers – Jolanta Szafarz: Rhetorik und Stereotyp in den schlesischen Chroniken des 17. Jahrhunderts – Fridrun Freise: Topisch-gesellschaftliche Norm und Selbstinszenierung. Der Umgang mit dem Dichter-Stereotyp in Elbinger Kasualschriften des 17. Jahrhunderts – Dirk Rose: ‘Hans Sachs’. Entstehung und Funktion eines poetologischen Stereotyps in der Frühen Neuzeit – Dirk Werle: Die Bücherflut in der Frühen Neuzeit - realweltliches Problem oder stereotypes Vorstellungsmuster? Inhaltsverzeichnis