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Morgen Grauen

Von den Anfängen des Zweiten Weltkriegs

Kielinger, Thomas
Erschienen am 04.12.2023
38,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783957682321
Sprache: Deutsch
Umfang: 712
Format (T/L/B): 24.0 x 15.0 cm

Beschreibung

Mit dieser weit blickenden Studie über den Vorlauf und die Anfänge des Zweiten Weltkriegs betritt Herbert Kremp Neuland: Sein Werk basiert, anders als bisherige Publikationen zu diesem Thema, auf einer umfassenden strategischen Analyse. Kremp provoziert damit – gedanklich wie stilistisch auf höchstem Niveau – die Korrektur verbreiteter Irrtümer über Ziele und Motive der aufeinander und gegeneinander wirkenden Mächte. Auch deshalb, weil er eine neue, bestechende Perspektive wählt: Er sieht das Handeln der Akteure bestimmt vom »konsekutiven Zwang des Kriegs«, dem Stalin, Churchill, Mussolini, Roosevelt, vor allem aber Adolf Hitler unterworfen waren. Dabei werden Vorgeschichte und Verlauf der ersten Kriegsjahre nicht wie üblich aus dem Blickwinkel des Endes geschildert. Kremp sucht vielmehr die Beteiligten und ihre Entscheidungen in der originären Situation zu erfassen: Nicht als bloße Chronik, sondern als spannende, brillant erzählte Untersuchung, die vorurteilslos erklärt und dabei zu Einsichten gelangt, die in ihrer Stringenz, Aussage- und Formulierungskraft ebenso zwingend wie unkonventionell sind.

Autorenportrait

Herbert Kremp (1928–2020) wollte ursprünglich Pianist werden und nahm bei Friedrich Gulda und Josef Pembaur, dem Leiter der Meisterklasse für Klavier an der Akademie für Tonkunst in München, Unterricht. Wegen einer Verletzung an der Hand gab er die Pianistenlaufbahn auf, studierte Philosophie, Geschichte und Staatsrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, wo er 1954 bei dem im Nationalsozialismus mit Lehrverbot belegten Kulturphilosophen Alois Dempf mit einer Arbeit über die Kulturtheorie Oswald Spenglers und Arnold Toynbees promovierte. Parallel studierte er Nationalökonomie in Frankfurt und absolvierte ein Volontariat bei der Frankfurter Neuen Presse. 1957 wurde Kremp Redakteur bei der RHEINISCHEN POST (RP), 1959 bei der Berliner Tageszeitung DER TAG, 1961 Korrespondent der RP in der Bundeshauptstadt Bonn und 1969 ihr Chefredakteur. Zwischen 1969 und 1985 war er dreimal Chefredakteur der Tageszeitung DIE WELT, ab 1985 auch ihr Herausgeber. Kremp war nächster Berater und Freund Axel Springers und von 1977 bis 1981 während der Reformperiode unter Deng Xiaoping einer der ersten internationalen Korrespondenten in China, dessen Sprache er beherrschte. Danach ging er nach Brüssel, um von dort über EG und NATO zu berichten. Er erhielt zweimal den Theodor-Wolff-Preis: 1978 auf Vorschlag Rudolf Augsteins für die Reportage »Ein Regentag in Peking«, 2003 für sein journalistisches Lebenswerk. Herbert Kremp zählte aufgrund seiner Formulierungskraft und seines unverblendeten, illusionslosen Blicks auf alles, womit er befasst war, zu den profiliertesten Vertretern eines im besten Sinne konservativen Journalismus.

Rezension

»Herbert Kremp erspart sich und uns den bequemen Hochsitz des Historikers, der alles schon weiß und kommen sieht. Er analysiert und erzählt auf eine Weise, als hätten wir diese Geschichte noch nie gekannt, ein Drama, das uns immer wieder den Atem verschlägt.« Thomas Kielinger

»Das Buch von Herbert Kremp ist ein fulminanter Beitrag zur Auseinandersetzung mit Hitlers Strategie in den entscheidenden ersten beiden Kriegsjahren. Es besticht durch Gedankenreichtum und analytische Tiefe, und es wird für Diskussionen sorgen.« Prof. Dr. Ulrich Schlie

Inhalt

APROPOS HERBERT KREMP Von Thomas Kielinger PROLOG ERSTER TEIL: DER SPRUNG INS DUNKLE I. KAPITEL: WELTREICH ODER WELTHERRSCHAFT 1. Was für einen Krieg wollte Hitler? Für Unruhe war gesorgt · Erklärungen aus der Höhe Klios 2. Adolf Hitler – von wem ist die Rede? Nachtwandler und Pläneschmied · Wer sich in den Krieg begibt, bleibt nicht sein »Eigentümer« II. KAPITEL: HITLERS NIEDERLAGE IM WESTEN 1. Trügerische Optik Polen · Die skandinavische Begegnung · Neunundzwanzigmal den Angriff verschoben 2. Der Strategie-Infarkt Dünkirchen · Wie entert man eine Seemacht? · Wie versenkt man eine Seemacht? 3. Kriegsgegner – Churchill und der Kontinent Hitlers Unsicherheit – Churchills Stehvermögen · Der Führer arretiert III. KAPITEL: STALIN – QUELLE DER BITTERNIS 1. Das Scheitern der Dreimächteallianz Einladung zum Krieg · Bombastisches Scheitern 2. Der Vertrag mit den Deutschen: Gradus ad bellum Das Weichbild der großen Krise · Doppelspiel mit fünf Faktoren · Stalins »Kastanienrede« · Im Ziel festgefroren · Die Fütterung des Kriegs · Schock und Kalkül im Westen· Stalin: expansiv werden · Stalin – Havas 3. Die periphere Strategie der Westmächte Drei Gründe für die Peripherstrategie · Das alliierte Rundumgefecht · Weygand: Der Sowjetunion das Genick brechen, Deutschland aus der Mitte locken · Grand Design: Das alliierte Gesamtkonzept · Gamelin: Mehr Fronten schaffen – peripher · Frankreich-Polen – peripher 4. Stalin und Hitler Kontinentalblock oder Krieg · Die deutsche Kontinentalblock-Idee · Geopolitische Präferenzen · Eurasische Skizzen und ihr Scheitern · Umkehr nur über neue Kriegsrisiken IV. KAPITEL: KRIEGSGEIST UND RÜSTUNGEN DER EUROPÄISCHEN MÄCHTE 1. Frankreich Ein Haus für Chamberlain 2. England Londonderrys Doppelbeschluss · Appeasement – nobel, weniger nobel · Arnold J. Toynbee – in Hitlers Audienzsaal ·Arnold J. Toynbee gegenüber dem Autor · Gefangene in Gottes freier Natur · Die Risikozone 3. Italien Hitler und Mussolini · Repräsentanten der vertikalen Völkerwanderung · Der Hang zu den stärkeren Bataillonen · Schicksalsgemeinschaft à la carte · Der russisch-nationale Stalin · Theophrastus Bombastus des Faschismus · Hitlers Flankenschutz zerbricht · Balkanische Barrieren · Der Schatten der Grand Alliance · Zwischen Gallipoli und Dünkirchen · Der veloziferische Krieg 4. Deutsches Reich Die drei Phasen der deutschen Aufrüstung · Armee und Führerprinzip – Hitlers zweite Karriere · Aufwuchs der Wehrmacht · Rüstung ohne Tiefe, Krieg ohne Aufmarschplan · Stärken und Schwächen der Wehrmacht 5. Sowjetunion Profil der Roten Armee · Hochrüstung und Angriffsdoktrin V. KAPITEL: BITTERNIS UND STÄRKE – STALINS TERROR UND KRIEGSBEREITSCHAFT 1. Fünf Prämissen der Betrachtung 2. Operation an der Seele Russlands Die gescheiterte Levée: Die Weltrevolution bricht sich an Polen und Deutschland · Voyage à Moscou und das Gekröse des Terrors 3. Und nun kommt Stalin: Die Macht im eigenen Land Im Visier: Lenins alte Garde – Opposition als »Volksfeind« · Die rationale Natur des Terrors und die Fünfte Kolonne · Das treulose Gebilde der Macht und die Generation Diensbarkeit 4. Der Superlativ: Die quotenregulierte Vernichtung GULag und andere Singularitäten VI. KAPITEL: DIE DEZIMIERUNG DER ARMEE – ENTHAUPTUNG ODER ERNEUERUNG? 1. Stalins Misstrauen – ad libitum oder begründet? Stalin und Tuchatschewski · Heydrich präpariert Dokumente · Stalin räumt das Tableau 2. Bolschewistischer Terror – Vorbereitung auf den Krieg VII. KAPITEL: KEINE BAGATELLE. DER SOWJETISCH-FINNISCHE WINTERKRIEG 1939/40 1. Fehler oben und unten Der Operationsplan · Der gefährliche, schwache Gegner · Mannerheims Taktik 2. Lehrmeister Krieg Finnland und die Weltpolitik · Diplomatische Vorstöße · Stalin – sanft und unerbittlich · Der erste, gescheiterte Angriff 3. Trügerischer Frieden Stalin reformiert die Armee · Unfähig, nicht kriegsunfähig ZWEITER TEIL: KRIEG VIII. KAPITEL: KRIEGSERWÄGUNGEN 1. Strategische Kriegsmotive Militärdoktrin und Strategie – die gespannte Feder · »Tiefe Operation« 2. Das Angriffscredo Timoschenkos und Schukows »Überlegungen«· Strategische Ausrichtung und Aufmarsch der Roten Armee · Die Deutschen sehen die Gefahr 3. Die Kontroverse Warum mauerte Stalin? · Drei Fragen zum sowjetischen Verhalten 4. Exkurs über die Quellen 5. Die letzte Phase vor dem Krieg gegen Russland IX. KAPITEL: HITLERS NIEDERLAGE IM OSTEN 1. Eklat im Kreml Ein Handel mit dem alten Gospodin?· Die eiserne Maske · Gezittert haben die anderen 2. Stalins Rede am 3. Juli 1941 »Kein gewöhnlicher Krieg« · »Keinen Schritt zurück!« 3. Die Verwandtschaft der Führer Das Parallelogramm der sittlichen Kräfte · Vernichtung – verwandtschaftlich? 4. Die veränderte Logik des Kriegs Hitlers dunkle Gedanken· Die Wende: Stalingrad oder Moskau? DRITTER TEIL: DIE SCHICHTUNG DES KONFLIKTS X. KAPITEL: HITLERS FIEBRIGES AMERIKABILD 1. Blick aus dem deutschen Fenster 2. USA und Europa – Weltmachtablösung? XI. KAPITEL: DIE USA AUF DEM KRIEGSPFAD 1. Querpass. Konturen der globalen Intervention 2. Roosevelt: Der marmorne Krieger XII. KAPITEL: WILSONS FOLGENREICHE NIEDERLAGE – EIN LEHRSTÜCK FÜR ROOSEVELT 1. Bellizismus und Pazifismus 2. Wilsons Krieg Clinch der Mächte – die Friedenskonferenz 3. Resümee und Ausblick Russlands Flut und Ebbe · Geopolitische Summe ·Deutsche selektive Wahrnehmung 4. Amerika im Reduit Verfrühter Welteinsatz XIII. KAPITEL: USA. DER WEG AUS DER KRISE 1. Ursache und Formen der Krise Beggar thy neighbour· Zweimal New Deal 2. Das Doppelgesicht der Mission Roosevelts Schlachtplan· Eine Frage der Glaubwürdigkeit XIV. KAPITEL: DER KONSEKUTIVE ZWANG DES KRIEGS 1. Fakten, Nerven, Charaktere 2. Wie die alte idée fixe überwog 3. Das Scheitern der Umweg-Strategie BLICKWENDUNG UND SUMME: DIE ENERGIE PURER KRIEGSDIALEKTIK ANHANG Anmerkungen – Interpretationen Historische Skizzen in Stichworten Bibliografie Personenregister Editorische Notiz