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Du musst das Leben nicht verstehen

Schöne Gedichte

Erschienen am 02.02.2024
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783865392985
Sprache: Deutsch
Umfang: 224
Format (T/L/B): 2.0 x 20.0 x 12.0 cm

Beschreibung

Rainer Maria Rilke war der prägende Poet des frühen 20. Jahrhunderts und ist einer der bedeutendsten deutschen Lyriker überhaupt. Mithilfe der Sprache erschafft Rilke in seinen Gedichten eine Welt von außerordentlicher poetischer Kraft und subtiler Psychologie, in der ein Schwan oder ein Panther, ja sogar ein Balkon und eine Treppe zu symbolischen Spiegelungen der Innenwelt werden. Unerreicht sind seine eigenwilligen und faszinierend schönen Sprachbilder, in denen er das Leben als eine Erfahrung preist, die uns jeden Tag aufs Neue zum Kind werden lässt. Diese Erfahrung gelingt, wenn wir bereit sind, uns auf die beiden großen Pole des Menschseins – die Liebe und den Tod – vollkommen einzulassen. Mit der vertrauensvoll-liebenden Hingabe eines Kindes, das das »Leben nicht verstehen« will, geht Rainer Maria Rilke in dieser feinen Auswahl an Gedichten aus Mir zur Feier, Das Stundenbuch, Neue Gedichte u. a. der unablässigen Wandlung allen Seins auf den Grund.

Autorenportrait

Rainer Maria Rilke (1875-1926) war nur ein kurzes Leben vergönnt, denn er starb mit gerade einmal 51 Jahren an Leukämie. Umso beachtlicher ist der umfangreiche Nachlass, der neben zahlreichen Gedichtsammlungen auch dramatische Werke, Schriften zu Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts sowie einen tiefgehenden Briefwechsel mit bedeutenden Denkern seiner Zeit umfasst.

Leseprobe

Ich bin so jung Ich bin so jung. Ich möchte jedem Klange, der mir vorüberrauscht, mich schauernd schenken, und willig in des Windes liebem Zwange, wie Windendes über dem Gartengange, will meine Sehnsucht ihre Ranken schwenken, Und jeder Rüstung bar will ich mich brüsten, solang ich fühle, wie die Brust sich breitet. Denn es ist Zeit, sich reisig auszurüsten, wenn aus der frühen Kühle dieser Küsten der Tag mich in die Binnenlande leitet. Ich will ein Garten sein Ich will ein Garten sein, an dessen Bronnen die vielen Träume neue Blumen brächen, die einen abgesondert und versonnen, und die geeint in schweigsamen Gesprächen. Und wo sie schreiten, über ihren Häupten will ich mit Worten wie mit Wipfeln rauschen, und wo sie ruhen, will ich den Betäubten mit meinem Schweigen in den Schlummer lauschen. Ich will nicht langen nach dem lauten Leben Ich will nicht langen nach dem lauten Leben und keinen fragen nach dem fremden Tage: Ich fühle, wie ich weiße Blüten trage, die in der Kühle ihre Kelche heben. Es drängen Viele aus den Frühlingserden, darinnen ihre Wurzeln Tiefen trinken, um nicht mehr könnend in die Knie zu sinken vor Sommern, die sie niemals segnen werden. Und einmal lös ich in der Dämmerung Und einmal lös ich in der Dämmerung der Pinien von Schulter und vom Schoß mein dunkles Kleid wie eine Lüge los und tauche in die Sonne bleich und bloß und zeige meinem Meere: ich bin jung. Dann wird die Brandung sein wie ein Empfang, den mir die Wogen festlich vorbereiten. Und eine jede zittert nach der zweiten, - wie soll ich ganz allein entgegenschreiten: das macht mich bang Ich weiß: die hellgesellten Wellen weben mir einen Wind; und wenn der erst beginnt, so wird er wieder meine Arme heben - Du musst das Leben nicht verstehen Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und lass dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken lässt. Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.

Inhalt

I. Mir zur Feier. Eine Auswahl (1897–1898) 13 »Du musst das Leben nicht verstehen« Ich bin so jung 15 Ich will ein Garten sein 16 Ich will nicht langen nach dem lauten Leben 17 Und einmal lös ich in der Dämmerung 18 Du musst das Leben nicht verstehen 19 Ich möchte werden wie die ganz Geheimen 20 Vor lauter Lauschen und Staunen sei still 21 Träume, die in deinen Tiefen wallen 22 Engellieder Ich ließ meinen Engel lange nicht los 23 Und ich ahne 24 Gehst du außen die Mauern entlang 25 Schau wie die Zypressen schwärzer werden 26 Erste Rosen erwachen 27 Im flachen Land war ein Erwarten 28 Lieder der Mädchen Ihr Mädchen seid wie die Kähne 29 Eh der Garten ganz beginnt 30 Alle Straßen führen 31 Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines 32 Inhalt Gedichte, die keine Überschrift haben, wurden mit ihrer ersten Verszeile in das Inhaltsverzeichnis aufgenommen. Diese dient in einigen Fällen gleichfalls als Rubriktitel einzelner, thematisch zusammengehörender Gedichte. In allen anderen Fällen ist die Quelle an der entsprechenden Stelle angegeben. Gebete der Mädchen zur Maria Du wolltest wie die andern sein 33 Dein Garten wollt ich sein zuerst 34 Oh, dass wir so endlos werden mussten! 35 Mir wird mein helles Haar zur Last 36 Es ist noch Tag auf der Terrasse 37 Das sind die Stunden, da ich mich finde 38 Der Abend ist mein Buch 39 Oft fühl ich in scheuen Schauern 40 Und so ist unser erstes Schweigen 41 Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort 42 Nenn ich dich Aufgang oder Untergang? 43 Senke dich, du langsame Serale 44 II. Das Stundenbuch. Eine Auswahl (1899–1903) 45 Erstes Buch. Das Buch vom mönchischen Leben (1899) Da neigt sich die Stunde und rührt mich an 47 Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen 48 Wir dürfen dich nicht eigenmächtig malen 49 Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden 50 Wenn es nur einmal so ganz stille wäre 51 Ich lebe grad, da das Jahrhundert geht 52 Ich lese es heraus aus deinem Wort 53 Wer seines Lebens viele Widersinne versöhnt 54 Ich finde dich in allen diesen Dingen 55 Der Ast vom Baume Gott 56 Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe? 57 Ich weiß: Du bist der Rätselhafte 58 Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht 59 Zweites Buch. Das Buch von der Pilgerschaft (1901) Ich bin derselbe noch 61 Lösch mir die Augen aus 65 Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt 66 Alle, welche dich suchen, versuchen dich 67 Jetzt reifen schon die roten Berberitzen 68 Drittes Buch. Das Buch von der Armut und vom Tode (1903) Oh Herr, gib jedem seinen eignen Tod 69 Du, der du weißt 70 Betrachte sie und sieh, was ihnen gliche 71 Sie sind so still 72 Und wenn sie schlafen 73 Oh wo ist der, der aus Besitz und Zeit zu seiner großen Armut so erstarkte 74 III. Das Buch der Bilder. Eine Auswahl (1902 und 1906) 77 Des Ersten Buches Erster Teil Eingang 79 Aus einem April 80 Von den Mädchen 81 Das Lied der Bildsäule 83 Die Liebende 84 Die Braut 85 Die Stille 86 Musik 87 Die Engel 88 Kindheit 89 Aus einer Kindheit 91 Des Ersten Buches Zweiter Teil Initiale 93 Zum Einschlafen zu sagen 94 Menschen bei Nacht 95 Der Nachbar 96 Der Einsame 97 Bangnis 99 Einsamkeit 99 Herbsttag 100 Erinnerung 101 Ende des Herbstes 102 Herbst 103 Am Rande der Nacht 104 Fortschritt 105 Vorgefühl 106 Abend in Skåne 107 Abend 108 Des Zweiten Buches Erster Teil Initiale 109 Verkündigung 110 Des Zweiten Buches Zweiter Teil Von den Fontänen 113 Der Lesende 115 Der Schauende 117 Schlussstück 119 IV. Neue Gedichte. Eine Auswahl (1906–1907) 121 »Beginn immer von Neuem die nie zu erreichende Preisung« Früher Apollo 123 Der Dichter 124 Der Tod des Dichters 125 Buddha 126 Kindheit 127 Die Erwachsene 128 Die Genesende 129 Liebes-Lied 130 Todes-Erfahrung 131 »Warum wird dieses Finden nicht geringer?« Vor dem Sommerregen 133 Blaue Hortensie 134 Die Fensterrose 135 In einem fremden Park 136 Der Panther 137 Die Gazelle 138 Das Einhorn 139 Der Schwan 140 »Nirgends wird Welt sein, als innen« Sankt Sebastian 141 Römische Sarkophage 142 Das Karussell 143 Die Treppe der Orangerie 145 Buddha 146 Römische Fontäne 147 Die Rosenschale 148 V. Der Neuen Gedichte anderer Teil. Eine Auswahl (1907–1908) 151 »Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang« Archaïscher Torso Apollos 153 Venezianischer Morgen 154 Spätherbst in Venedig 155 San Marco 156 »Erst war es immer, und dann war es nicht« Adam 157 Eva 158 Fremde Familie 159 Schlaflied 160 Der Tod der Geliebten 161 Begegnung in der Kastanien-Allee 162 »Mit allen Augen sieht die Kreatur das Offene« Papageien-Park 163 Die Flamingos 164 Leda 165 Rosa Hortensie 166 Das Rosen-Innere 167 Der Käferstein 168 »Was bin ich unter diese Unendlichkeit gelegt?« Der Blinde 169 Das Kind 170 Dame auf einem Balkon 171 Dame vor dem Spiegel 172 Übung am Klavier 173 Die Liebende 174 Der Leser 175 »Denn Bleiben ist nirgends« Die Sonnenuhr 177 Der Balkon 178 Der Ball 180 Buddha in der Glorie 181 VI. Sammlung der verstreuten und nachgelassenen Gedichte aus den mittleren und späten Jahren (1906–1926) 183 »Wie hat uns der zu weite Raum verdünnt«. Liebesgedichte (1909–1924) Liebesanfang 185 Vergiss 186 Gib mir Liebe 187 Wie hat uns der zu weite Raum verdünnt 188 Warst du’s, die ich im starken Traum umfing 189 Weißt du noch 190 Spiegelungen 191 Einmal nahm ich zwischen meine Hände dein Gesicht 193 Welt war in dem Antlitz der Geliebten 194 Heb mich aus meines Abfalls Finsternissen 195 Wie das Gestirn 196 Immer wieder 196 Lied 197 »Was sich ins Bleiben verschließt, schon ists das Erstarrte«. Wandlungsgedichte (1906–1924) Indem das Leben nimmt und gibt und nimmt 199 Oh Leben Leben, wunderliche Zeit 201 … Und sagen sie das Leben sei ein Traum 202 Vorfrühling 204 Wilder Rosenbusch 205 Spaziergang 206 Oh sage, Dichter, was du tust? 207 Berühre ruhig mit dem Zauberstabe 208 Mein scheuer Mondschatten 209 Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen 210 Empfange nun von manchem Zweig ein Winken 211 Irgendwo blüht die Blume des Abschieds 211 Sei allem Abschied voran 212 Öfter, fühlend 213 Auch noch Verlieren ist unser 213 Nachwort 215