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Das flüssige Land

Roman.

Erschienen am 17.08.2019, 5. Druckauflage 2021
22,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608964363
Sprache: Deutsch
Umfang: 352
Format (T/L/B): 21.0 x 12.0 cm

Beschreibung

Autorenportrait

Rezension

»[…] sperrig und gefällig, avanciert und nonchalant.« Christina Pfeiffer-Ulm, Büchereiperspektiven, Dezember 2020

»Raphaela Edelbauer erzählt in ihrem Romandebüt eine unter die Haut gehende, magisch anmutende Geschichte, die sich im Fortgang als zunehmend realistisches Österreichbild entpuppt, in dem außer dem Ortsnamen nur wenig fiktiv zu sein scheint.« Brigitte Proß-Klappoth, Literarisches Berlin, 08.04.2020

»Die Kraft dieses fantastisch schillernden Debüts liegt darin, dass der Hohlraum, um den alles kreist, so vieldeutig bleibt, sich nicht auf einen allegorischen kern reduzieren lässt.« Florian Keller, WOZ, 06.02.2020

»Dabei gestaltet sie Text und Handlung mit unerschrockener, packender Radikalität: toll. […] Die Autorin liefert mit ihrer klaren sorgfältigen und expressiven Sprache ein dermaßen greifbares Bild einer absurden Dorfszenerie, dass man das Gefühl der eigenen Orientierungslosigkeit bald vergisst. […] Der Roman fühlt sich ein bisschen an wie eine kalte Dusche: erst bibbert man, dann wird es richtig schön.« Heiner Schultz, Gießener Anzeiger, 16.01.2020

»Dieses Buch ist fesselnd, verwirrend und phantastisch – eine Mixtur, wie man sie selten in die Hände bekommt. Wenn ihr in diesem Herbst nur ein Buch lesen dürftet, nehmt dieses!« Stefan Härtel, booksterhro, 08.11.2019

»Raphaela Edelbauer ist eine beeindruckende und phantastische Parabel gelungen, die den Umgang und die Verdrängungsmechanismen beim Thema nationalsozialistische Vergangenheit mit gruseligem Heimatfilmambiente gekonnt konterkariert.« Arnulf Woock, Neumann, November 2019

»Die Wienerin holt Leichen aus dem Keller – die Vergangenheit kommt hoch.« Peter Pisa, Kurier, 01.11.2019

»Das ist spannend, komisch, bisweilen absurd, tragisch, verblüffend, überraschend und natürlich in jeder Hinsicht abgründig!« Markus Kranz, DRESDNER, November 2019

»Es ist ein Roman, der der Tradition der Anti-Heimatliteratur eine innovative Note hinzufügt und beweist: hier schreibt eine, für die Form und Inhalt untrennbar miteinander verbunden sind, eine überdies, die mit einer großen Begabung zu Komik und Groteske ausgestattet ist.« Christian Ankowitsch, 3sat – lesArt, 20.10.2019

»Eine imponierend reife, clever komponierte Geschichte.« Michael Wolf, Neues Deutschland, 20.10.2019

»Wie seine Protagonistin saugt dieser Roman auch seine Leser förmlich ein, das dunkle Geheimnis von Groß-Einland zu lüften.« Alois Knoller, Augsburger Allgemeine, 12.10.2019

»Edelbauer erzählt großartig, man mag gar nicht aufhören: Als würde Thomas Bernhard „Alice im Wunderland“ neu schreiben.« RP Online, 09.10.2019

»Edelbauer [...] offenbart sich nicht nur als Meisterin des Wortes, sondern auch der allegorischen Mystik.« Frauke Kaberka, Dresdner Neueste Nachrichten, 07.10.2019

»Edelbauer winkt manchmal auch mit dem Zaunpfahl in Richtung NS-Vergangenheit, Globalisierung oder Klimawandel, aber sie ist klug und sprachgewaltig genug, die ernste Symbolik immer wieder ironisch zu verflüssigen. … Bürokratisch umständlich, steif und altfränkisch verschnörkelt, dann wieder verspielt und wortwitzig bringt sie die versteinerten Verhältnisse in Groß-Einland mit Sätzen […] ins Rutschen.« Martin Halter, Stuttgarter Zeitung, 06.10.2019

»“Das flüssige Land“ ist ein stark surreales Werk. Ebenso abrupt, wie es einen einsaugt, spuckt es einen wieder aus. Dazwischen liegen 21 atemnehmende Kapitel irgendwo zwischen Fiktion, Historien-Roman und Dystopie, die schwanken machen zwischen Zweifeln und Zustimmung, zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Raphaela Edelbauer brilliert mit ihrer Sprachkunst.« Annte Büttner, sounds&books, 05.10.2019

»Zum Souveränen, zum Meisterlichen dieser Konstruktion, die keine debüthaften Unsicherheiten erkennen lässt, gehört die äußerst heutige, beherzte, vernünftige, wenngleich – möglicherweise durch ihren recht intensiven Medikamenten-Konsum – etwas unkonzentrierte Erzählerin Ruth.« Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 04.10.2019

»Dass der Debütroman der 29- jährigen Österreicherin so spannend zu lesen ist, liegt an der bizarren Mischung von konkreten Schilderungen einer kleinstädtischen, durchaus heutigen Realität und fantastischen Gegebenheiten, die wie Versatzstücke aus einer anderen, vergangenen Welt aufblitzen.« Eva Pfister, Deutschlandfunk, 04.10.2019

»Raphaela Edelbauer legt in ihrem Romandebüt Schicht für Schicht ein Stück verdrängter NS-Geschichte frei und setzt Raum und Zeit dabei traumwandlerisch außer Kraft. […] Unverhohlen bricht Edelbauer gesamtösterreichische Verhältnisse auf die Kleinstebene herunter und inszeniert dafür ein Spektakel.« Senta Wagner, Buchkultur, Oktober 2019

»[…] Mystisch, surreal, grotesk, beklemmend am Beginn, immer entlarvender im Verlauf der Geschichte, die in etlichen Genres angesiedelt ist, vom Horror- bis zum Anti-Heimat-Roman. Enorm ist die Raffinesse, naheliegend sind Vergleiche mit Kafka, Borges oder Hans Lebert. Aber Raphaela Edelbauer verfügt über einen eigenen Erzählton mit langem Nachhall; er ist faszinierend und macht fassungslos.« Werner Krause, Kleine Zeitung, 21.09.2019

»In „Das flüssige Land“ [erzählt Raphaela Edelbauer] voller barocker Erzähllust […] mit ihr behandelt eine junge Autorin noch mal auf sehr eigenwillige Weise ein großes Thema der österreichischen Literatur nach 1945.« Wiebke Porombka, Deutschlandfunk Kultur, 17.09.2019

»Edelbauer schöpft aus einem riesigen Wortschatz und stattet mit enormer Sprachmächtigkeit eine Parabel aus, die Österreichs verlogene Zeitgeschichte in einer noch nie gelesenen Weise decouvriert.« Klaus Buttinger, Oberösterreichische Nachrichten, 31.08./01.09.2019

»"Das flüssige Land" ist ein großartig gebautes Spiel mit Versatzstücken von Heimat- und Antiheimat-Literatur … Als feingearbeitetes Sprachkunstwerk – und als zornige Bestandsaufnahme eines Landes, das sich in schiefer Idylle eingerichtet hat.« Joachim Leitner, Tiroler Tageszeitung, 31.08.2019

»Krimihaft spannend, literarisch vielstimmig und anspielungsreich sowie sprachlich souverän führt Raphaela Edelbauer durch ein so magisches wie unheimliches Universum, das verstörend vertraut scheint« Bernadette Conrad, Berliner Zeitung, 31.08.2019

»Eine Großmetapher, die funkelnd so unterschiedliche Themen wie Vergangenheitsbewältigung, Zeitphilosophie und Märchen zusammenbinden kann.« Pascal Fischer, SWR2, 30.08.2019

»Dieser Text arbeitet im Kopf. Egal ob man Tage, Wochen oder Monate darin verschwunden war.« Katia Schwingshandl, Literaturhaus.at, 28.08.2019

»Raphaela Edelbauer […] ist ein Ausnahmetalent unter Österreichs Schriftstellern. Ihre Romane verführen zu einem Leseerlebnis, das man sein Leben lang nicht mehr vergessen wird« Susann Fleischer, literaturmarkt.info, 26.08.2019

»Nur wenige Autor*innen beherrschen die Erzählkunst einer Raphaela Edelbauer. Sie ist ein Ausnahmetalent unter Österreichs Schriftstellern […] Während der Lektüre von „Das flüssige Land“ verschwimmen Zeit und Raum zu einer Art Wunder.« Susann Fleischer, literaturmarkt.info, 26.08.2019

»„Das flüssige Land“ [ist] eine abgründige und einfallsreiche Parabel auf Österreich und den Umgang mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit, ein philosophisch-phantastischer Roman, der sich auf die Tradition der Anti-Heimatliteratur bezieht … Anti-Anti-Anti-Heimatliteratur« Florian Baranyi, ORF, 25.08.2019

»Den von ihr ausgebreiteten Schrecken konterkariert Raphaela Edelbauer mit Witz und Intelligenz. […] In ihren eindringlichen Bildern von Land und Leuten verbindet sie Grusel- und Heimatfilmästhetik […] Spalten und Löcher verwandeln das pittoreske Ortsbild in ein groteskes Zerrbild.« Wolfgang Huber-Lang, Salzburger Nachrichten, 24.08.2019

»Der Roman […] setzt eine Traditionsspur der literarischen österreichischen Moderne fort und bohrt gleichzeitig in die Tiefe« Wolfgang Huber-Lang, Austria Presse Agentur, 23.08.2019

»Wer es mit Kafka hält, dem würde ich Raphaela Edelbauer empfehlen. [...] Eine tolle Autorin, die etwas wagt, und die auch vollkommen gewinnt mit dem, was sie wagt« Alf Mentzer, hr2 Kultur, 31.07.2019

Leseprobe

Das Loch war von unbekannter Tiefe, Verästelung und Feuchtigkeit. Es zog sich wie ein unterirdisches Myzel unter den Bergkuppen und Siedlungen durch, brach in Röhrchen und Netzen an die Oberfläche und schob kontinentaldriftartig das nervöse Erdreich zu grobkörnig atmenden Halden zusammen, unter denen der faulige, pilznetzige Verfallsprozess sich eingenistet hatte. Der einzige Segen war, dass all das so unendlich langsam geschah, dass Generation um Generation sich die Sorge darum aufgeteilt hatte - und man alibihalber jede Woche Beton in Schächte kippen konnte und genug Zeit hatte, die zerbrechenden Fensterbretter, die sich den Absenkungen geschlagen gegeben hatten, zu tauschen, bevor die Kinder aus der Schule kamen. Das Ende des Winters und die Schneeschmelze vor ein paar Monaten hatten in kürzester Zeit die Hälfte der Stadt um über einen Meter tiefer sinken lassen und die Straßen in einen so desolaten Zustand gebracht, dass man beim Überqueren meinte, im Morast zu waten. Sämtliche Pflastersteine, die den historischen Belag der Stadt bildeten, waren von den Absenkungen geradezu fortgesprengt worden und lagen nun lose auf den Plätzen und Straßen. Zwar hatte man zwischendurch immer wieder versucht, sie anzubetonieren, doch lösten sie sich, sobald das Loch durch eine feuchte Nacht auch nur einen Millimeter absackte. Ganzjährig herrschte akute Rutschgefahr: Wir alle waren Meister darin geworden, uns dennoch fortzubewegen. Sogar die Greise, normalerweise kaum in der Lage, auf festem Untergrund im Equilibrium zu bleiben, streckten versiert den Gehstock von sich, als wären sie auf hohen Seilen unterwegs. Der Hauptplatz war das Zentrum des Einbruchs: Auf ihm waren die Steine nicht bloß lose, sondern in der Mitte geradewegs auf einen Haufen zusammengerutscht - trichterförmig fiel er zum Bildnis des ehemaligen Erzengels hin ab. Dort unten, also am Tiefpunkt der Parabel, hatte sich im vergangenen Monat der erste Durchbruch ins Bergwerk ereignet. Dünn wie ein Nadelöhr erst, dann bald faust- und beindick. Ich sah diese schwarze Leerstelle, von der ich durch meine Berechnungen wusste, dass sie über der tiefsten Senke des Loches lag, täglich auf meinem Weg zur Arbeit, und stellte mir vor, wie ein Stein, in diese Auslassung geworfen, hundertfünfzig Meter in den Berg einfallen würde. Fortbewegen konnte man sich über den trichterförmigen Hauptplatz nur mehr auf seinem steinernen Pizzarand. Ich und die anderen, die es dennoch tun mussten, schoben uns am schmalen Grat neben der Häuserfront entlang, einander höflich, wie auf einer Einfahrt, den Vorrang lassend - den Bekannten zuwinkend, wenn sie sich auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes an den Laternen entlanghangelten. Man stand auf derselben Struktur und war einander dennoch unerreichbar. Ich schob mich mit dem Rücken zur Wand an der Ostseite des Platzes vorbei, langsamer als sonst, weil um diese Zeit schon eine Gruppe Volksschüler, vorne und hinten mit Seilen an die Lehrerinnen gespannt, auf dem Weg zur Schule war. Trotz des desolaten Zustandes ihrer Stadt hatten die Groß-Einländer frohen Mutes Blumenzwiebeln in die Pflanzkästen gesteckt, deren ausbrechende Triebe sich nun in meinem Nacken rieben. Es fühlte sich an, als wäre man stundenlang damit zugange, diesen Platz zu überqueren, dabei dauerte es nur ein paar Minuten. Das vielleicht Merkwürdigste war überhaupt, wie sehr der Rhythmus der Einbrüche sich auf das Zeitgefühl aller Groß-Einländer übertrug: In Wochen, in denen die Einbrüche rasch vor sich gingen, schien die Zeit zu rasen und man hatte kaum Gelegenheit, die vielen Veränderungen im Ortsbild zu bemerken, sodass sich in wenigen Momenten die Verwitterung von Jahren zu ereignen schien. Blieb aber alles konstant, so nahm der Fluss der Dinge fast eine gewisse Zähigkeit an, und die Monate rollten in belangloser Indolenz über mich. Ich bemerkte dann kaum, wie ein ganzer Herbst vergangen war. So wie die Natur in der Taktung ihrer vier Jahreszeiten die Zeitwahrnehmung normalerweise beeinflusste, so sehr standen und flossen die Dinge hier mit den Absenkungen. Leseprobe

Schlagzeile

'Unheimlich, spannend, aberwitzig und kaum zu fassen - einfach fantastische Literatur' Jurybegründung Deutscher Buchpreis (Shortlist)